Wissenschaft und Publizistik als Kritik

Schlagwort: Patriarchat

20 gegen 60.000 – Rammstein, Lindemann: ganz normale deutsche sexistische Männer, Väter, Opas

Gastbeitrag von Dr. Verena Brunschweiger, 14. Juni 2023

 

Vor dem Rammstein-Konzert in München demonstrierte am 8.6.2023 eine kleine Gruppe (ca. 60 Leute, vor allem Frauen), die anderen ca. 60.000 Fans (allein an diesem Abend!) der Band hatten kein Problem damit, dass der Sänger Till Lindemann, selbstverständlich Vater und Opa, an sexuellen Übergriffen auf natürlich ganz junge weibliche Fans nichts Verwerfliches zu finden scheint. Die Groupies rennen doch ihm nach, oder nicht? Bisschen mehr oder weniger freiwillige Happy Sex Work muss schon drin sein, oder? Eh verdient, nicht wahr, denken wir nur an Margarete Mitscherlichs weiblichen Masochismus…

Screenshot, https://www.berliner-zeitung.de/news/rammstein-konzert-in-muenchen-wohl-sexistische-sprueche-von-fans-gegen-demonstrantinnen-li.356865

Zumindest wurde auf den Song „Pussy“ verzichtet; ebenso auf die ach so originelle Penis-Kanone. Und da einem bei einer solchen Flut an Vorwürfen schon mal der Arsch auf Grundeis gehen kann, opfert man Alena Makeeva, welche die Frauen für die Row Zero gecastet hat.

Der Boykott müsste aber tausend Mal größer und lauter sein; zahlreiche Fans hätten ihre Tickets zurückgeben müssen; Frauen sollten es sich zwei Mal überlegen, ob sie wirklich einen Sänger erleben wollen, der sie auffordert, zumindest mal die Titten rauszuholen… Solche „Männer“ müssen gesamtgesellschaftlich geächtet werden! Leider gibt es aber immer noch Frauen, die sich von sowas sogar schwängern lassen, was schon deutlich hinausgeht über die ganz normale Alltagskomplizenschaft mit den Tätern… Stattdessen pöbelten Fans die Demonstrantinnen gegen Lindemann und dessen Sexismus/Sexismus allgemein an, wobei sie typische misogyne Klischees auspackten. Aber was erwartet man von Männern, die sexualisierte Gewalt gegen Frauen in Form von (Song-)Texten goutieren?

Auch Kinder waren „sogar“, wie die Zeit am 8.6.2023 schreibt, bei diesem Konzert anwesend; ja warum dieses dümmliche „sogar“? Das ist doch sonnenklar, dass künftige Maskulinisten und devote Mittäterinnen im Patriarchat von ihren Eltern entsprechend geformt und zu passenden Events mitgenommen werden!

Screenshot, https://www.buzzfeed.de/news/rammstein-till-lindemann-sexismus-konzerte-vorwuerfe-frauen-fragen-liste-92332163.html

Natürlich hat nicht nur Rammstein Texte zu bieten, die Frauen auf ihre Fuckability reduzieren; 2013 schrieb ich dazu bereits ausführlich in Fuck Porn zu den doch auffallenderweise stets vorhandenen engen Verbindungen zwischen Pornographie, Prostitution und der „Musik“ bestimmter Rapper/Bands. Jaaa, nicht alle „Künstler“ dieser Art und schon gar nicht alle Fans leben diese Texte dann auch dementsprechend aus, aber warum delektieren sich Leute an Botschaften wie „Jogginghose runter und dann fick ich deinen Arsch blutig?“ Und warum geben sich Frauen als Freundinnen/Fickobjekte solcher Typen her oder eben gar als Inkubatoren, damit es noch mehr solche Typen geben möge? Allein die Existenz und erschreckenderweise enorme Masse solcher Typen ist für mich mittlerweile einer der Hauptgründe gegen Reproduktion… Es ist wahrlich schon höllisch genug, selbst die Welt mit sowas teilen zu müssen, das muss man wirklich nicht noch jemand Neuem zumuten.

Vater/Opa Lindemann juckt offenbar auch null, wie seine Tochter das Benehmen des Vaters verkraftet. Soviel zur Vorbildhaftigkeit von Eltern. Dass die 20-Jährigen, die er behandelt wie Freiwild, eventuell auch jemandes Töchter sind, juckt ihn offenbar ebenso wenig. Schon bei bekannten Zuhältern oder Leuten wie Berlusconi fiel auf, dass sie klar trennen zwischen eigener, ergo schützenswerter Brut, und dem Ramsch, den andere so beim ungeschützten Sex produzieren… Sex-Workerin als toller Job? Na sicher – außer für die eigene Tochter, da natürlich auf keinen Fall! Die Heuchelei, die besonders misogyne Väter an den Tag legen, sucht ihresgleichen.

Das sieht man auch daran, dass das Klischee des alten, ekligen Single-Puffbesuchers bekanntlich nicht stimmt; die überwältigende Mehrheit sind Väter, deren Partnerinnen qua Mutterschaft nicht mehr so in Stimmung sind. Traurig nur, dass sich auch diese falsche Meinung so hartnäckig hält; im Kontext der Lindemann-Kritik wurden andere Bandmitglieder verteidigt, sie wären halt „normale Familienväter“, die sich dementsprechend benähmen… Äh, Lindemann ist auch mehrfacher Vater? Das ist nicht mal so selten, sich gerade als Vater so zu benehmen… Mit dem Klischee des Mannes, der magischerweise über Nacht per se zum rücksichtsvollen Vater mutierte, muss endlich aufgeräumt werden!

Männer, die einer angeblich geliebten Frau Schwangerschaft und Entbindung zumuten, damit sie einen Erben haben, zeichnen sich meist durch besondere Rücksichtslosigkeit aus, denen die eigene Partnerin, das unschuldige Kind sowie die Umwelt komplett schnurz sind. Natürlich sind so einem Mann auch Frauen egal, die man mal einfach so zur Triebabfuhr am Objekt benutzen kann, ob man dann noch zehn Euro dafür ausgibt oder nicht ist im Prinzip wumpe… Bloß weil man selber eine Tochter hat, heißt das in keinstem Fall, dass man nicht andere junge Frauen (z.B. aus der Prostitution) wie Mülleimer behandelt – im Gegenteil.

Genügend andere mächtige alte Männer, die fast immer Väter sind, belästigen Frauen jeder Generation wo auch immer sie sie treffen, dazu muss man nicht erst Till Lindemann heißen. Töchter erzählten mir persönlich, dass sie wüssten, wie ihr eigener Vater sich an ihrer Cousine vergriff – und dass das keine Einzelfälle sind, wissen wir alle. Also macht endlich Schluss mit dieser Beweihräucherung von Vätern, das sind wahrlich keine besseren Menschen! Ganz ähnlich den meisten Müttern legen sich Väter gern den Mantel der Heiligkeit um die Schultern, wohl auch, um davon abzulenken, dass sie mit dem Verlust ihrer Freiheit nicht so gut zurechtkommen wie sie uns das vorzugaukeln versuchen.

Insofern keine Überraschung, dass die Vertreterin der Pro-Rammstein-Seite des Münchner Merkurs, Katja Basaran, am 6.6.2023 dort fragt: „Was können wir für unsere Töchter, Schwestern, Freundinnen tun?“ Aufklären lautet dann ihre Antwort. Immerhin. Natürlich geht es vor allem um die Töchter; nicht blutsverwandte Frauen interessieren erst an dritter Stelle. Wäre ich Mutter, würde ich mich entschuldigen bei meiner Tochter, dass ich sie unreflektiert in eine Welt brachte, in der sie sich mit Existenzen wie Till Lindemann auseinandersetzen muss.

 

In der Sexismus und Holocaust-Verharmlosung so häufig sind, dass man den Kindern das als Gegebenheiten erklären muss, die man irgendwie zu handlen hat, die man aber als notwendiges Übel unserer Welt akzeptieren muss. Es gibt ein paar unverbesserliche Idealist:innen, die beides zu bekämpfen versuchen, seit Jahrzehnten, aber mit mäßigem Erfolg, weil die dumpfe Masse kein Problem damit hat oder teilweise sogar aktiv partizipiert.

Das sieht man auch daran, dass sich die Fans ihrer Verantwortung überwiegend nicht stellen, sondern sogar noch eins draufsetzen, indem sie die Kritiker:innen des Sängers angehen: sei es Ausfälligkeiten gegen die Demonstrantinnen, die üblichen Hate-Kommentare in den a-sozialen Medien oder das klare Kante gegen Cancel Culture zeigen, immerhin haben wir Kunstfreiheit, ne… Ein Till Lindemann ist nicht umsonst gerade in Deutschland möglich, das zu seiner Formation beitrug, indem es durch das Deutsche Modell Prostitution verharmlost.

Deutsche Jungs und Männer lernen, dass es schon okay ist, Frauen auf ihren Körper zu reduzieren; bei uns hier gibt es genau zwei Hauptrollen für Frauen: Hure und Heilige, das war im 19. Jahrhundert schon so, das ist auch 2023 wieder ganz extrem so. Solange das so bleibt, wird es immer wieder Till Lindemanns geben und auch genügend Leute (m/w/d), die sein System aktiv oder passiv unterstützen. Insofern kann eine fundierte, ernstgemeinte und auch ernstzunehmende Kritik am Sexismus des Rammstein-Sängers, am Machtmissbrauch eines Stars, keinesfalls auskommen ohne Kritik an Deutschlands Rolle als Bordell Europas und am Pronatalismus.

Warum veröffentlicht ein Verlag Vergewaltigungs-Fantasien? Weil es Kohle bringt, weil die Masse das geil findet. Die Masse muss erzogen werden! Ich kämpfe seit Jahrzehnten gegen die deutsche Puffmentalität, die entscheidend dazu beiträgt, jedes Jahr Tausende Till Lindemanns auszubilden. Den Rest des Lebens klingen mir die Worte des Sexkäufers im Ohr:

Alle Frauen sind wie ein Klo. Benutzen, Hände waschen, wieder gehen.

Und noch krasser:

Alle Frauen sind Klopapier. Einmal benutzen, wegwerfen. (Hervorheb. VB)

Das ist der Spirit durchschnittlicher deutscher Männer, die sich genau wie Lindemann verhalten würden, wenn sie eine erfolgreiche Band hätten. Das müssen wir bekämpfen; mehr Schutzräume und Aufklärung für Mädchen/Frauen sind auch Bestandteile, aber natürlich reicht das überhaupt nicht, das Übel muss an der Wurzel gepackt werden, die Täter sind Männer und zwar erschreckend viele harmlos wirkende solche mitten unter uns.

Wenn 15-Jährige wie damals Shelby Lynn das Lied „Pussy“ hören und daraufhin Fan der Band werden, muss auch dagegen was unternommen werden. Weiblichen Selbsthass stoppen, das geht über echtes Empowerment. Aber es geht vielleicht doch zusätzlich darum, dass solche Männer auch im Rahmen ihrer „Kunst“ nicht unwidersprochen alles in die Welt blasen dürfen.

Man erinnere sich an die legendären „Porno-Prozesse“ in den 1970ern in den USA. Die grandiosen Feministinnen der zweiten Welle waren stolze Verbotsfeministinnen und setzten sich dafür ein, dass bestimmte „Kunstwerke“ nicht mehr als solche eingestuft werden, sondern als das, was sie sind: frauenverachtende Machwerke, die man niemandem zumuten kann.

Es geht ohnehin so unendlich viel, aber zum Schutz der Frauen muss eine Grenze gesetzt werden oder wir verlieren noch viel mehr junge Frauen an alte Männer, die ihre Macht missbrauchen. Mehr Leute müssen sich gegen Sexismus in jeder Form positionieren! Und auch das ist wieder mal typisch – ginge es um andere Minderheiten, wäre längst eine breite Welle der Ablehnung da, es wäre Konsens, solche „Künstler“ nicht (mehr) zu unterstützen, aber da es ja „nur“ Frauen sind und deren Verdinglichung irgendwie dazugehört in unserer „Kultur“, tut man sich mal wieder ungemein schwer.

Dass man als reaktionäre Verbotsfeministin abgestempelt wird, ist klar. Das hindert einen aber nicht am Einsatz für eine Welt, in der Frauen nicht „irgendwie klarkommen müssen“ mit Gegebenheiten, die ihre Lebensqualität einschränken und aufhören sollen, „gegen Windmühlen zu kämpfen.“ Hätten alle diese Haltung, gäbe es das Frauenwahlrecht vermutlich immer noch nicht…

Man muss sich als Feministin nicht abfinden mit misogynen Texten, Bands, Konzerten und dem dazu passenden sexistischen Verhalten vieler Männer um uns herum. Natürlich ist es unglaublich schade, dass der erforderliche Boykott nicht freiwillig zustande kommt, aber man kann – wenn man schon kein Verbot unterstützt – wenigstens Männer in die richtige Richtung schubsen. Man muss den Fokus auf die Täter richten, nicht nur grübeln, ob Mädchen genügend geliebt wurden als Kleinkinder oder warum sonst sie wohl nur auf solche Stars reinfallen (oder andere toxische Männer).

Man muss auch Männern, mit denen man selbst engen Kontakt hat oder zu haben plant, auf den Zahn fühlen. Vielleicht waren oder sind sie ja Teil der über 2000 Typen jeden Alters, die sich in Chatrooms an 12-jährige Mädchen heranmachten[1], in eindeutiger Absicht?!

20 – zwanzig – Gegen-Demonstrierende beim 2. Rammstein-Konzert in München – gegen 60.000 Fans… Natürlich könnte man da verzweifeln. Oder aber die anderen 19 suchen und feiern und mit ihnen zusammen weiterkämpfen, im Bewusstsein, auf der richtigen Seite gestanden zu haben, trotz des Gegenwinds, den die Masse qua Masse produziert.

Wir 20 müssen auch einander unterstützen, damit es uns nicht ergeht wie Chiara Fumai, die italienische Performance-Künstlerin, die unter anderem Valerie Solanas für uns lebendig machte – und sich 2017 mit nur 39 Jahren aufknüpfte. Und ja, es wurden zwar auch ein paar Tausend Unterschriften gegen Rammstein gesammelt, das schon, aber wer war in München vor Ort? Nicht mal 100 Leute! Dazu passt exzellent, dass der feministische Buchladen dort, Lillemors, im Sommer 2023 seine Pforten schließen muss, da keine Nachfolgerin gefunden werden konnte…

Dabei lernen wir eins, wenn wir beobachten, wie mit Frauen umgegangen wird, die unangenehme Wahrheiten an die Öffentlichkeit bringen – es gibt ihn, den Mob, der sie um jeden Preis vernichten will, und er ist größer und grausamer als man sich das vorstellen kann. Selbst wenn man wie die US-Jury von Macht, Geld und Beliebtheit geblendet ist und einem Johnny Depp einfach per se lieber glaubt als seiner Ex-Frau Amber Heard ist es davon noch ein weiterer Schritt bis zum Ausdrücken eines erschreckenden Hasses auf diese Frau in den a-sozialen Medien.

Der Voyeurismus und die Lust am Sadismus suchen ihresgleichen, wenn es um Frauen geht, die ihre Stimme gegen einen Täter erheben – vor allem, wenn dieser die Massen hinter sich hat. Es ist ungemein traurig, wenn 14-Jährige ein Johnny-Depp-Referat halten, in dem sie sich unkritisch und ohne jegliche Empathie für Amber Heard auf die Seite des Schauspielers schlagen – womit sie im Mainstream schwimmen, der 2023 in Cannes Standing Ovations für den mittlerweile 60-Jährigen aufbot…

 

[1] Vgl. Vit Klusák, Barbara Chalupova: Gefangen im Netz. Dokumentation (2020).

Der Tiefpunkt der parlamentarischen Demokratie: der Auftritt von Wolf Biermann im Deutschen Bundestag am 7. November 2014

 

Das knapp zehnminütige Video, das Wolf Biermann bei seinem Auftritt im Bundestag zeigt, ist Anschauungsmaterial für zukünftige Generationen, wie man eine Demokratie von innen heraus zerstören möchte. Kritik an der DDR, 25 Jahre nach dem Mauerfall und 24 Jahre nach dem Ende der DDR, ist möglich und wird allüberall obsessiv gepredigt. Wolf Biermann sieht sich als „Drachentöter“ – und das im Deutschen Bundestag. Was ist ein Drachentöter? Wikipedia schreibt dazu:

 

Ein Drachentöter ist eine fast ausschließlich männliche Heldengestalt, der es gelingt, einen mythischen Drachen zu besiegen; sie steht für großen Mut und die Überwindung des Bösen. Drachentöter finden sich in Mythen, Sagen, Legenden und Märchen vieler Kulturen, außerdem in moderneren Genres wie Fantasy und Rollenspiel.

 

Das zeigt, dass der patriarchale, egomanische, antidemokratische und obsessiv antikommunistische Gitarrist und Prediger Wolf Biermann den Deutschen Bundestag als eine Art Rollenspiel oder Fantasy betrachtet und nicht als einen Ort, wo gewählte Volksvertreter (!) debattieren, wo Gesetze beschlossen werden oder auch mal würdevoll erinnert wird. Der Gitarrenspieler inszenierte sich als mutig, dabei hat er doch nur die geradezu krankhaften antilinken Ressentiments des Mainstreams in diesem Land bedient – und alle klatschen.

 

Er benutzte seinen mega peinlichen und vor allem politisch höchst gefährlichen Auftritt dafür, seinen verhassten Linken eine reinzuhauen. Er bezeichnete die gesamte Fraktion von Die Linke als „den elenden Rest“ der DDR.

 

Eine Vertreterin dieses „elenden Rests“ ist Petra Pau. Sie setzt sich seit Jahren gegen Antisemitismus und Israelhass ein. Sie ist eine der ganz wenigen Stimmen im Deutschen Bundestag, die sich gegen Judenhass im 21. Jahrhundert überhaupt wendet und der man ihr Engagement auch abnehmen kann. Das trifft eigentlich nur noch auf Volker Beck von den Grünen zu und womöglich ein paar weitere Parlamentarier/innen zu. Die beiden waren es auch, die mit Reinhold Robbe, Präsident der DIG, mit einer Erklärung am 7. November 2014 sich gegen eine antisemitische Veranstaltung mit Max Blumenthal, der dafür berüchtigt ist, Israel mit Nazi-Deutschland zu vergleichen, in der Volksbühne in Berlin wenden.

 

Es ist ein Skandal, dass Wolf Biermann heute unbescholten diese Rede halten durfte, und fast alle bürgerlichen Medien sind überschwänglich dabei, ihn zu preisen und loben. Keine Patriarchatskritik, nirgends. Dabei kann man sich kaum mehr blamieren als Biermann es heute getan hat, er, das Würstchen mit Gitarre, getrieben vom Hass und von Verbitterung noch 25 Jahre nach Ende der DDR, sieht sich als „Drachentöter“. Das kann er seinen Urenkeln im Märchenwald erzählen, aber nicht im Bundestag, den er heute auf groteske Weise entwertet hat als seriöse und zentrale Einrichtung einer Demokratie.

 

Im Bundestag werden keine Märchen erzählt und keine Drachen getötet, das ist infantil.

 

Wie viele autoritären Regime benutzte Biermann die „Kunst“, um politisch zu hetzen, den Feind zu lokalisieren und zu diffamieren, ja ihn töten zu wollen, und das im Parlament, dem Bundestag – „Drachentöter“. Lyrischer Mordaufruf und der Bundestagspräsident sitzt hilflos darüber und versuchte zwar, den Hetzer zu stoppen, doch schaffte es nicht, da er dazu nicht die Persönlichkeit hat, die ein Parlamentspräsident aber haben sollte.

 

Er ließ auch zu, dass Biermann die DDR mit der heutigen Bundesrepublik verglich, als Lammert sich eine Rede des Gitarristen verbeten wollte, doch damit nur Hohn und Spott von Biermann erhielt und den Applaus der CDU/CSU und SPD/Grünen.

 

Der 7.11.2014 wird in die Geschichtsbücher eingehen als der Tag, an dem im Bundestag Politik und antidemokratische Agitation verwechselt wurden und die Kanzlerin und der Vizekanzler den Egomanen und von Hass getriebenen nach seinem Auftritt auch noch zärtlich die Schulter klopften bzw. ihn herzlich umarmten.

 

Das sagt nichts über den extremen Israelhass Vieler in der Linkspartei aus, aber doch soviel, dass es keineswegs eine homogene Gruppe „die Linkspartei“ gibt. Doch diese homogene Gruppe hat Biermann heute konstruiert und bekam Beifall von der großen Mehrheit der anwesenden MdBs und der deutschen Mainstream-Presse, die gar nicht merkten oder es goutierten, dass hier die Demokratie in den Dreck gezogen wurde.

 

Kritik an der DDR ist eine Sache. Persönliche Rachefeldzüge verkleidet als „Kunst“ und das auch noch im Parlament – das ist antidemokratische Agitation in Reinform.

 

Es gibt enorm viel Antisemitismus in der Linkspartei. Auch sonst gäbe es viel an dieser Partei zu kritisieren. Darum geht es hier gar nicht.

 

Es geht darum – verfassungsrechtlich, demokratietheoretisch und politikwissenschaftlich, die politisch Kultur analysierend gesprochen – dass Wolf Biermann ein gewähltes Parlament als solches nicht akzeptiert, wenn er die Gastrolle als Musiker missbraucht um politisch zu hetzen.

 

Das nächste Mal beschimpft ein thailändischer Flötist im Bundestag eventuell alle CDUler als anti-asiatische Rassisten oder ein islamistischer Cellist (dürfen Islamisten Cello spielen?) alle Christen und Juden im Parlament als Nachfahren von Affen und Schweinen (was übrigens eigentlich antiislamistisch ist, da damit die Evolutionslehre bejaht wird, was Kreationisten ablehnen).

 

Das ist nicht weit entfernt vom „elenden Rest“ des SED-Regimes, vom dem Biermann faselte.

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